SKS Ausbildungstörn Ijsselmeer

Urk, Urk, Urk! – Schlachtruf der Starkwindsegler oder niederländischer Küstenort in der Provinz Flevoland?

Also, eigentlich ja beides. Aber beginnen wir mit unserer Geschichte doch einige Tage früher im Industriehafen in Lemmer. Hier entern 4 unerschrockene, „theoretische“ Segler ihre Gorch Fock für Arme, ihre 37 Fuß Neue Heimat, ihr schwimmendes Alcatraz, die Charteryacht Orange Fun. Ihre Hoffnung, dem Wissen in einem zweiwöchigen Bootcamp nun auch Können folgen zu lassen.

Der Name der Yacht ist übrigens verwirrend, denn die Orange Fun ist weder orange noch ist Fun das primäre Ziel unseres Skippers Achim „bad cop“ Hombach. Mit der Unterstützung seiner Co-Skipperin Asa „good cop“ Alderin scheint ihm jedes Mittel recht, um uns Landratten Seemannsbeine wachsen zu lassen.

Das schier endlose Exerzieren der Manöver, das kräftezehrende Seemeilenfressen und der Kampf, wahlweise mit den oder gegen die Naturgewalten verlangt uns Segelzöglingen alles ab, zeigt aber seine Wirkung und von Tag zu Tag fühlen sich die „Unerschrockenen“ tatsächlich weniger erschrocken. Von Tag zu Tag erklingt die Parole „Ein Schiff – eine Crew!“ lauter und zuversichtlicher. Wobei dieser Entwicklung leider keine lineare Funktion zugrunde liegt. Natürlich gibt es Rückschläge in Form von Patent-Halsen, Seekrankheit und anderem Unbill.

Die (ausgezeichnete) Verpflegung an Bord ist überraschend gesund, dient aber hauptsächlich der Erhaltung der Segelfähigkeit und so kommt der mittägliche Gruß aus der Kombüse stets genau rechtzeitig vor dem Verlust derselben.

„Zieh, du Hund!“ hat übrigens nichts mit Gassigehen zu tun. Vielmehr handelt es sich um ein sadistisches Kommando bei dem, uns verordneten, Dienstsport unter dem Motto „Sport an Bord ist Mord“. Von Tauziehen über Anleger-Flugrollen (Nein – Doch – Oooh!) und Boje-Fischen bis hin zu Seetang-Tauchen wird jeder Bewegungsanlass von Mannschaft und Schiffsführung mehr oder weniger dankend angenommen. Auch, und ganz besonders, um nicht dicker zu werden als der Kugelfender…

Unsere Reise des Lernens führt uns durch das Ijsselmeer ins Markermeer, nach Amsterdam und über den „Nordzeekanaal“ in die Nordsee. Dort mit der einlaufenden Flut nordwärts nach Den Helder. Der Aufbruch mitten in der Nacht aus Ijmuiden und das vernachlässigte Frühstück führt in Verbindung mit mindestens haushohem Wellengang auf der Nordsee dann auch zu den ersten und einzigen Ausfällen an Bord.

Die Sehnsucht nach einer einsamen Insel kann auf Texel zwar nicht gestillt werden aber wir versuchen hier unsere Bordkasse durch Gesang aufzubessern. Dies scheitert nur knapp am Missverhältnis zwischen unserer Musikalität und der Erwartungshaltung des Publikums.

Der Texelstrom unterstützt uns bei der Flucht und bringt uns flott zur Schleuse nach Kornwerderzand und zurück ins Ijsselmeer und sogar ganz bis nach Batavia.

Die kurzen Aufenthalte in den Häfen entlang unserer Route lassen uns vermuten, dass diese Gegend auch abseits der tosenden See und der heulenden Winde vieles zu bieten hat und sich für weitere Reisen regelrecht aufdrängt. Ein altes Sprichwort sagt dementsprechend auch: „Man hat die Niederlande nicht gesehen, wenn man Volendam nicht gesehen hat.“ Oder war das Hoorn…?

Der Wind, das himmlische Kind, lässt die überwiegende Zeit die Muskeln spielen und es lässt sich im Nachhinein nicht mehr nachvollziehen, ob der wiederholte Ausruf „URK, URK, URK“ Zeichen für die Sehnsucht nach dem rettenden Hafen der Stadt Urk ist oder ein erstes Anzeichen für den aufkeimenden Wahnsinn.

Apropos Wahnsinn, die beiden Reiter der Apokalypse, entsannt vom Prüfungsausschuss Münster, haben auch etwas gelernt. Erstens Freiburg ist nicht Schwaben, und zweitens, auch nach jahrelanger Prüfungspraxis hat man doch noch nicht alles gesehen…

So das muss jetzt reichen, und jetzt weitermachen: „Ihr sollt keine Maulaffen feilhalten!!!“

Felix Häring und Uwe Stedtler

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